Meine eigene Oma kaufte vor etwas mehr als 30 Jahren drei stoffbezogene Stühle für die Eckbanksitzecke in ihrem Wohnzimmer. Wahrscheinlich hab ich mich schon als Einjähriger an diesen Stühlen hochgezogen, später machte ich auf diesen Stühlen meine Hausaufgaben oder genoß darauf den ein oder anderen Sonntagsbraten. Mein ganzes Leben lang waren es die Esszimmerstühle meiner lieben Großmutter. Bis Sie sich vor etwa 4 Jahren für drei modernere Exemplare entschied und jene lebenslangen Gefährten meines Enkeldaseins aus reiner Sitzplätznot in den Bestand unseres Proberaums übergingen. Seit dieser Zeit ist einer dieser drei braun-weißen Stühle dort die Sitzstätte von Janos unserem Banjo- und Lapsteelspieler. Seit längerem pflegt Janos diesen (auch ihm ans Herz gewachsenen) Stuhl auch auf Konzerte mitzunehmen.
Zur Ursache dieser heute überaus langen und scheinbar abwegigen Vorgeschichte: ich ertappe mich auf Konzerten hin und wieder bei dem romantischen Gedanken, dass dieser alte Stuhl nach mindestens 30 Jahren treuem und geruhsamen Familiendienst im Haushalt meiner Oma nun (gewissermaßen in seiner Rente) mit uns durch eine laute und stickige Konzertwelt reist. Wie seltsam muss das alles auf ihn wirken? Er war mittlerweile an äußerst kuriosen Orten: bei den Atomgegnern im Wendland, in Punkschuppen an der Ostsee, auf Stadtfesten in Saarbrücken, auf der Reeperbahn, in Jazzclubs, auf Hippiefestivals, in der Ottakringer Brauerei in Wien… auch in der Schweiz war er schon. Obendrein haben mittlerweile viele und durchaus namhafte Musiker aus anderen Bands diesen Stuhl leihweise besessen. Genau so eben auch gestern wieder – und damit sind wir endlich bei der gestrigen Hazelwood Roadshow angelangt – als ich kurz vor unserem Konzert den Stuhl unter dem Gitarristen der großartigen Miserable Rich erspähte. Die Band war gerade von der Bühne herabgestiegen und gab, umringt vom Publikum, eine gefeierte unverstärkte Zugabe. Ein britischer Gitarrist sitzt im geschichtsträchtigen Ambiente der Volksbühne Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz auf dem alten Esszimmerstuhl meiner Großmutter. Seltsame Gedanken sind das, Mannomann!
Im Anschluss daran kam es dann recht spät am gestrigen Abend zur tatsächlichen Releaseshow. Seit gestern ist unser neues Album „Gradual unfolding of a conscious mind – part 3“ ja im Handel erhältlich. Wir sind immer noch ganz ergriffen, schön wars! Danke Hazelwood!
Zum Erscheinen des Albums regnete es gestern und heute natürlich auch die ersten Rezensionen über unser gutes Stück. Ich poste hier einfach mal die Links, werde das demnächst auch immer wieder tun, wenn es Feedback auf unseren Drittling gibt. Viel Spass damit, los gehts:
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