Die große Vorfreude auf eine Tour – wie sie in den letzten Proben fast greifbar war – speist sich ja aus den vielen vielen schönen Erinnerungen der letzten Jahre. Diese beziehen sich wiederum in der Regel entweder auf die emotional besonders aufgeladenen Momente (auf der Bühne während des Konzerts, eindrucksvolle Örtlichkeiten, etc.) oder sie sind eher abstrakt (wie das zusammen-unterwegs-sein als solches). Es liegt in der Natur der Vorfreude, dass das Erinnerungsvermögen natürlich die etwas unangenehmeren, alltäglichen Notwendigkeiten des Tourlebens (ewige Autofahrten, ständiges Ein- und Ausladen, Auf- und Abbauen oder allein die Tatsache, dass man eigentlich die meiste Zeit damit verbringt auf irgendetwas oder irgendwen zu warten…) hinter dem zarten Schleier des Vergessens verblassen lässt. Aber auch diese Dinge sind einem natürlich präsent. Woran man sich hingegen nur sehr schlecht oder gar nicht erinnern kann sind Gerüche. Umso überraschender trifft einen dort das Wiedererkennen. So ging es mir gestern als wir den Ost-Pol in Dresden betraten: der Geruch beim Aufsperren und Betreten einer Kneipe bzw. eines Clubs bei Tag ist glaube ich auf der ganzen Welt gleich (schlimm)! Womit wir beim gestrigen Abend wären. Spannend wird’s schließlich dann, wenn sich die idealen Vorstellungen der Vorfreude mit der harten Realität messen müssen…
Der Ost-Pol ist ein wunderbar gemütlicher Club mit Jahrzehnte-alter und umso schickerer Einrichtung. Schon der letzte Abend hier war ein prächtiger (und nicht nur weil Bayern München damals nach tapferem Kampf das Championsleague-Finale verloren hatte)! Wie damals war der kleine Saal gut gefüllt und wie damals war die Bühne so klein, dass Oszkar und Todor sich ebenerdig davor postieren mussten. Völlig neu hingegen war freilich das Programm bei unserem Tourauftakt zum neuen Album. Immerhin zehn der elf Songs der neuen Platte waren live zu hören. Auch daran mag es gelegen haben, dass eine anfängliche Nervosität unter den großen Bertholinis durchaus zu spüren war. Diese neuen Songs kommen insgesamt ja etwas ruhiger und seriöser daher als ihre Vorgänger – auch daran muss man sich (ich mich?) vielleicht gewöhnen. Sehr gut übrigens, dass wir auch in der kommenden Woche wieder unseren eigenen Tonmann Sebbi dabei haben. Sowohl Sound als auch Songs scheinen dann auch ausnehmend gut angekommen zu sein, wie man an der regen Anteilnahme am prall gefüllten Merchkoffer nach dem Konzert feststellen konnte. Es scheint dort allerdings etwas zu dunkel gewesen zu sein, ich hab zumindest nicht mitbekommen, dass wir eines der wunderbaren neuen T-Shirts verkauft hätten (Fotos der Damenshirts waren ja bereits zu sehen, evtl. lag es auch an den Models). Mein persönlicher Höhepunkt des Konzerts war neben „Trembling Hands Breakdown“ übrigens die Weltpremiere von „Heart Heart Stereo“, warum möchte ich allerdings (noch) nicht verraten. Ein perfekter Abschluss für das Konzert…
Weiter geht es am Dienstag mit einem echten Mercedes unter den kleinen Clubs der Republik, dem Café Glocksee in Hannover. Die Vorfreude köchelt weiter! Ich werde berichten…
Euer Zoltán
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